Norderstedt 2003
ISBN 3-8334-0096-X
Die erste Biografie über Julius von Minutoli aus dem Jahr 2003.
Rezension von Prof. Dr. Walter Schmidt, Berlin, in der Zeitschrift für Geschichtswissenschaft.
Zehn Jahre später wusste die Autorin noch sehr viel mehr über diesen vielseitigen Mann. Daher empfehle ich Ihnen mein neues Buch: Reisen im Auftrag preussischer Könige gezeichnet von Julius von Minutoli. Es bringt viele über das 1. Buch hinaus gehende Erkenntnisse aus den verschiedensten Bereichen von Geschichte, Politik, Kultur und Wissenschaft.
Norderstedt 2004
im Anhang des Ausstellungskatalogs:
Julius von Minutoli als Zeichner, Maler und anonymer Dokumentarist des Jahres 1848
Der Ausstellungskatalog ist jetzt nur noch antiquarisch oder aus dem Bestand bei der Autorin erhältlich!
Bei Kaufwunsch schicken Sie mir bitte eine E-Mail:
dminkels@t-online.de
Norderstedt 2013
ISBN 9 783732 279197
Dieses 616-seitige Sachbuch mit 190 Abbildungsseiten, davon 140 in Farbe, enthält die Kopien aus Julius von Minutolis beiden Zeichenbüchern von 1835 (Skandinavien) und 1842 (Frankreich, Spanien, Portugal, Algerien, England) sowie die geschichtlichen oder baulichen Zusammenhänge, unter denen sie entstanden sind. Kollagen zeigen vielfältige Zusammenhänge. Durch weitere Zeichnungen ab dem 12. Lebensjahr bis zum Lebensende umfasst diese Veröffentlichung alle biographischen Phasen von Julius von Minutoli.
Wer über Julius von Minutoli und die Regierungszeiten von König Friedrich Wilhelm III., IV. und des Prinzregenten Wilhelm von Preußen forschen will, findet in diesem Buch viele bislang unbekannte Quellen aus dem Akten im Geheimen Staatsarchiv!
König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen, der eine freiere, interessantere Presse wünschte, wollte ein literarisches Netz konservativer Presseorgane spannen. Der Zensur nicht unterworfene Personen sollten für die AllgemeinePreußische Staatszeitung, die Leipziger Illustrierte Zeitung und die Augsburger Allgemeine Zeitung schreiben und Zeichnungen liefern. Gleichzeitig sollten sie Zensoren für andere sein, die Lügen verbreiteten.
Der Vertrauensmann des Königs, Julius von Minutoli, war vermutlich einer der ersten in einem bislang unbekannten Kreis zensurfreier Personen, die von König
Friedrich Wilhelm IV. als internationale Zeitungskorrespondenten gefördert wurden. Im Januar hatte Prinz Wilhelm dem königlichen Bruder noch von dieser Idee abgeraten. Doch schon im Frühjahr 1842
wurde JvMinutoli auf die Reise geschickt – zum Studium von Gefängnissen im Ausland. Die Besserung von Strafgefangenen war das Thema seiner Doktorarbeit, mit der er 1840 promoviert worden
war.
Im Herbst 1842 erhielt er als nächste Aufgabe, etwas Befriedigendes über die Handels-Verhältnisse für die Preußische Staatszeitung zu liefern.
Lesen Sie in diesem Buch, was der Madrider Korrespondent aus dem Ausland berichtete!
Die zeichnerischen Aktivitäten waren oft nur ein harmloser Vorwand, wenn die spezielle Aufgabe für JvM häkelich, d.h. lebensgefährlich wurde. Einige Zeichnungen waren versteckt hochpolitisch. Die Kolonisation Algeriens durch Frankreich wurde in mehreren kritischen Darstellungen von JvM dokumentiert. Viele Zeichnungen bedürfen jedoch der Erklärung, um in ihrer Brisanz verstanden zu werden. Die nötigen Informationen hat JvM 1843 in seine Promotionsarbeit über die Neueren Straf-und Besserungssysteme eingewoben. Beide Quellen werden nur in Gänze verständlich, wenn man JvMs seltenes, damals nur für einen kleinen Kreis zugängliches Buch und das 2., heute noch in Privatbesitz befindliche Zeichenbuch vor sich hat. Durch die beschrifteten Gouachen um die 4 Radierungen in dem o.g. Buch des halbanonymen Autors "Rudolph von M." im privaten Zeichenbuch lässt sich das Werk eindeutig Minutoli zuordnen. Dazu kamen die durch persönliche Kuriere transportierten, von JvM aus Sicherheitsgründen nicht unterschriebenen Berichte an einen Minister, der sie dem König möglichst schnell präsentierte. Alle drei Informationsquellen kannte damals nur das preußische Königspaar! Heute ist der Blick hinter die Kulissen der preußischen und internationalen Politik mit diesem Sachbuch jedem Käufer möglich.
Weil es vermutlich für Forscher ein Nachschlagewerk werden wird, wurde dieses 616-seitige Buch Hardcover gebunden. Das hat seinen Preis, ebenso die 140
Farbseiten.
Interessenten können ihre nächste Bibliothek bitten, das Buch für ihren Bestand anzuschaffen.
S. 343:
Von Tiflis aus ging die Reise der preußischen Gesandtschaft auf dem Landweg weiter durch das Kaukasus-Gebirge in ein Land zwischen der Türkei und Persien, Armenien. Die Armenier waren das älteste
christliche Volk; denn im Jahr 301 (oder 303) hatte
Trdat III./der Große, der König der Armenier aus der Linie der indogermanischen Arsakiden, in seinem Herrschaftsgebiet das Christenum eingeführt. 1475 Im 19. Jahrhundert gehörte Armenien
politisch zur Türkei. Nachtschewan war durch das angebliche Grab des alttestamentarischen Noah ein Wallfahrtsort. Durch Brugsch erfahren wir, daß die preußische Mission am 6. April im Haus des
Schuldirektors für einige Tage Quartier nehmen durfte.1476 An Ostersonntag besuchten sie dort die griechische Kirche. Der Geistliche überreichte Minutoli ein großes Stück geweihtes Brot. ...
S. 377:
In Schiras suchte ein armenischer Priester im Namen des Bischofs die preußische Gesandtschaft auf. Dieser lud sie zu einem Besuch in der südlichen christlichen Vorstadt Dschulfa ein. Dieser Besuch beim Bischof war für beide Seiten sehr erfreulich; denn der hohe Geistliche hatte schon seit drei Jahren auf europäischen Besuch gewartet. Man unterhielt sich in den Sprachen persisch, armenisch, türkisch und russisch. Für JvM, der schon mehrfach mit Bischöfen in Europa Kontakt gepflegt hatte, war dieser Bischof ein würdiges Muster geistlicher Duldsamkeit, Entschiedenheit und Frömmigkeit. Er war einfach, offen und urteilte mit Schonung über Sache und Personen. Minutoli, der türkisch und russisch sprach, erwähnte sein Interesse am Kauf einiger armenischer Handschriften. Der Bischof erzählte, das geistige Leben würde vor allem durch die zahlreichen Druckwerke von Etschmiadzin aus befördert. Armenische Handschriften würden dagegen immer seltener. Das meiste in dieser Beziehung sei von den armenischen Mönchen über Tiflis nach Moskau gesendet worden. Überhaupt bestehe der Grundsatz, alle Altertümer den Russen zu übermachen, unter deren besonderen Schutze das Episkopat in Dschulfa steht. Minutoli wusste das schon vom russischen kaiserlichen Gesandten Herrn N. A. Anitschkow, der ihn in Teheran unterstützt hatte und ihm nahe stand. JvM konnte für Preußen zahlreiche armenische Handschriften erwerben.
(Sie sind heute in der Staatsbibliothek in Berlin, die die größte Zahl armenischer Handschriften in Deutschland besitzt.)
S. 387:
...
Da Artikel 7 des Handels-Vertrags zwischen den Zollvereinsstaaten und Persien einen deutschen Konsul in Benderbuschir/ Bender-Bouchir vorsah, wollte Minutoli noch dorthin. Obwohl er immer noch an Gastritis litt, entschloss sich der diensteifrige Ministerresident über sieben Gebirgsketten an den persischen Golf zu reiten, um seiner Dienstpflicht und dem Zweck der Rundreise durch Persien vollständig zu genügen. Der Hafen war seit 1763 das wirtschaftliche Einfallstor der Engländer nach Persien. Benderbuschir hatte den einzigen Hafenplatz, durch den Persien im Süden mit dem Ausland in Verbindung stand. Sowohl die Eingeborenen als auch die beiden in Schiraz anwesenden Europäer, unter ihnen Dr. Fagregen, rieten ab; denn sie kannten aus eigener Erfahrung die Schwierigkeit des beschwerlichen Weges, die unwegsamen Gebirgspässe zwischen Schiras und dem Persischen Golf. Obendrein war der Ministerresident auf einem Auge blind; eine Hand war nach dem Sturz vom Pferd gelähmt.
Minutoli war beim Abschied heiter und fröhlich. Er ließ es sich nicht anmerken, dass es ihm gesundheitlich nicht gut ging. In der Frühe des 23. Oktober machte sich Minutoli mit seinem Neffen als Militärattaché auf zwei Eilpferden, die der Prinz-Gouverneur von Schiraz zur Verfügung gestellt hatte, auf den Weg in Richtung des Persischen Golfs. Als Übersetzer und Diener begleitete sie der treue, französisch sprechende Christ Jahija, den sie Jean nannten. Er trug den Beutel mit ihrem wenigen leichten Gepäck, einer Decke für jeden, ein paar Hemden, etwas Tee, Zucker, Spaltbrot und Fleisch. Sie nahmen kein Zelt mit. Die Strecke bis Bender-Buschir wollten sie über Quasrum/Kasrum und Dolaki in vier Tagen zurücklegen.
Erst in der folgenden Nacht erreichte sie der Büchsenspanner, den der Gouverneur ihnen als Reisebegleiter hinterher geschickt hatte. Auf der Strecke von 60 Meilen/Fersach mussten sie sieben parallele Gebirgsketten mit jeweils sieben tausend Fuß hohen Paßhöhen überwinden, um ans Meer zu gelangen. Obwohl das Steigen und Herabklettern anstrengend war, genossen sie die schöne wilde Landschaft und den Anblicks eines klaren dunkelgrünen Sees, der sie an die Alpen erinnerte. Dazwischen lagen in der Ebene Orangen- und Palmenwälder. An manchen Stellen waren die Pfade äußerst schmal und so gefährlich, dass sie vom Pferd steigen mussten. Ein von einem Schirazer Kaufmann gestiftetes Geländer erinnerte daran, dass hier schon viele Menschen und überladene Maultiere abgestürzt waren.
In Quasrun empfing sie der Gouverneur. ...
...
Der straffen Zeitplanung entsprechend erreichten sie nach einem langweiligen Marsch durch eine mit einer Salzkruste überzogenen Ebene am 27. Oktober endlich die Stadt Buschèhr. Sie lag auf einer Halbinsel in öder Umgebung. Nach einer Schlacht vor drei Jahren war der Handelsort von den Egländern militärisch besetzt worden.
Der Hafen war schlecht und so seicht, dass englische Küstenschiffe nur in der Entfernung einiger englischer Seemeilen die Anker werfen konnten und nur kleine Kähne im Stande waren, die mastenlose Reede von Buschèhr zu erreichen. Fünf große europäische Handelsschiffe, ein englisches Kriegsschiff zur Sicherheit und Schutz der Residentur und etwa zwanzig kleine Küstenschiffe lagen auf der eine Meile entfernten Reede. Ein Prinz und die 600 Mann der Garnison begrüßten den preußischen Generalkonsul und seinen Militärattaché. Man führte sie in ein halb verfallenes Schloss, durch dessen zerbrochene Fenster und Türen ein empfindlicher Nordostwind vom Meer wehte.
...
Die Schwierigkeiten des Handels lagen vor allem in den schlechten, beinahe unpassierbaren Bergstraßen nach dem Innern Persiens, Gegenden in den Löwen und Panther lebten. Die Karawanen durch die alpine Landschaft mussten stets mit Verlusten an Tieren und Waren und oft Menschenleben rechnen, was kaufmännische Spekulationen zurückschreckte. Die Briefbeutel wurden durch persische oder englische Boten zu Fuß in vier Tagen zwischen Buschèhr und Schiraz befördert.
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S. 389: Kap. 14.7. Minutolis Tod in einer Karawanserei bei Schiraz:
...
Nachdem der preußische Ministerresident und Generalkonsul auf seiner Dienstreise 9 km vor Schiras gestorben war, wurde er von der kleinen armenischen Gemeinde auf deren Friedhof bei Schiras bestattet. Minutolis Neffe Wilhelm von Grolman berichtete:
S. 390:
Der armenische Kirchhof liegt auf einem Felsvorsprung der nördlichen Gebirgskette, die das Tal von Schiraz begrenzt. Man hat von ihm einen freien Blick auf die Ebene, unmittelbar unter ihm liegen
die weitläufigen Gärten des vorher erwähnten kaiserlichen Sommerhauses. Ein dunkelgrüner Wald von Orangen, von der düsteren ernsten Zypresse überragt, von dichten Rosenbüschen unterbrochen,
bilden den Grund, aus dem sich der Kirchhof erhebt. Der Friedhof der kleinen armenischen christlichen Gemeinde lag 2,5 km vor Schiraz auf einer felsigen Anhöhe. Vom Palast des Schahs begleiteten
Wilhelm von Grolman, Dr. Fagregen und die kleine christliche armenische Gemeinde den toten Ministerresidenten mit schwermütigen Gesangsweisen, allerdings nicht in die stille Erde,
das Ziel allen weltlichen Strebens und Treibens, wie Minutoli einst geschrieben hatte, sondern wegen der nur in dünner Schicht vorhandenen Erde unter einen Steinhaufen. Nachdem der nach
islamischer Vorschrift in ein riesiges weißes Leichentuch gewickelte Körper unter nach einem speziellen Schema geschichteten Brettern zwischen den Steinen verschwunden war, sprach der Armenische
Priester über dem einfachen Grab Segenworte. Dann wurde ein größerer Stein darüber gelegt.
...
S. 397f.: Auszug aus Kap. 15.3.
...
Nachdem 1876 ein Teil der Ölgemälde im Besitz der Familie von Minutoli in Köln offensichtlich mit gutem Gewinn versteigert worden waren, ließ die Witwe Mathilde von Minutoli, geb. von Rotenhan, für ihren verstorbenen Mann bei Schiraz ein Mausoleum in einem Karree von etwa 3 Metern erbauen. Eine Treppe von einem Meter Höhe führte ins Innere. Auf der Höhe der Plattform wurde ein gemauerter Unterbau mit der Leiche durch einen 1700 kg schweren braunen Granitstein verschlossen. Die Decke des Mausoleums formte eine Terrasse. Aus unbekannten Gründen meißelte der Bildhauer das falsche Geburtsjahr 1805 auf den Grabstein.
…
Nachdem ein deutscher Ingenieur, Herr Hauptmann, am 5. April 1940 mitgeteilt hatte, dass die Grabstelle als zum militärischen Gelände gehörig erklärt worden war und nicht mehr besucht werden konnte, wurde im Auswärtigen Amt entschieden, die Gebeine zu exhumieren, mit dem Grabstein auf den amerikanischen Friedhof nach Teheran zu bringen und dort in würdigem Rahmen beizusetzen. Der Kaiserliche Gesandte Ettel beauftragte den Technischen Leiter der Gewerbeschule in Schiraz, Herrn Cremer, mit der Durchführung. Nachdem dieser die Erlaubnis zum Betreten des Geländes bekommen hatte, verpackte er die geborgenen Gebeine vorschriftsmäßig in einem Blechkästchen mit Holzspänen und Desinfektionsmittel. Er verschloss es nahtlos durch Verschweißen. Fast achtzig Jahre später wurden Julius von Minutolis in Holzwolle verpackte Knochen 1940 in einem Postpaket von Schiraz nach Teheran auf die letzte Reise geschickt.
...
Nach der Verlegung des protestantischen Friedhofs ist Julius von Minutolis Grabstein auf dem Gelände der Deutschen Botschaft in Teheran in der Avenue Ferdowsi 320-324 aufgestellt worden. Damit ist zumindest der Grabstein wieder im Zentrum Teherans in der Nähe des großen Basars, wo der 1. deutsche Ministerresident 1860 ein Haus gemietet und residiert hatte.
Kontakt:
Dorothea Minkels,
1. Vorsitzende der Minutoli-Gesellschaft Berlin e.V.
Oranienburger Chaussee 40 B
D-13465 Berlin
Mail: dminkels@t-online.de