Auszug:
... Gänzlich neu erschlossen hat die Autorin die vielseitigen Ambitionen und Aktivitäten des hoch gebildeten, auffällig schreibfreudigen Beamten, der sich künstlerisch als Zeichner und Maler ebenso versuchte wie als Geschichtsforscher zur frühen Geschichte der Hohenzollern und als Reiseschriftsteller, auf dem Felde der Archäologie wirkte und manche wertvollen Materialien aus fernen Ländern nach Berlin brachte sowie als Kunstsammler bekannt wurde. ... Die Autorin hat immense Quellenarbeit geleistet, alle Minutoli betreffenden Akten im Geheimen Staatsarchiv in Dahlem, im Landesarchiv Berlin, im Staatsarchiv Posen, Handschriften in der Berliner Staatsbibliothek und in Bibliotheken in Bamberg und Görlitz, in Wroclaw und anderen Orten durchgearbeitet und erstmals auch die verschollen geglaubten, weil von der preußischen Reaktion eingestampften Erinnerungen Minutolis ausfindig gemacht und erschlossen und so ein riesiges, weitgehend unbekanntes historisches Material an die Öffentlichkeit gebracht. ...
Auszug:
... Der Lebensweg des Herrn von Minutoli wird von der Autorin akribisch nachgezeichnet und durch Nutzung eines bisher wenig erschlossenen Aktenbestandes, der in größerem Umfange in den Text einbezogen wird, dokumentiert.
... Wertvoll für das Persönlichkeitsbild Minutolis sind die in das Buch aufgenommenen Zeichnungen "aus verschiedenen Lebensabschnitten", die wie M. versichert, hier zum ersten Mal veröffentlicht werden. Gleiches gilt auch für seine wissenschaftlichen Leistungen, denn Erfahrungen und Entdeckungen während seiner vielen Auslandsreisen pflegte er in Wort und Bild zu überliefern.
Die Fragwürdigkeit normaler "Geschichtsbücher" zu diesem Thema wird im Vergleich zu diesem Buch besonders deutlich; denn häufig wird nur die "Proklamation " von Friedrich Wilhelm IV an "die lieben Berliner" zitiert und als obrigkeitsstaatlich interpretiert. Aus den in diesem Buch ausführlich geschilderten Umständen am Hof, der Uneinigkeit und schließlich dem Zerwürfnis zwischen Friedrich Wilhelm und seinem Bruder Wilhelm, der schließlich ins Exil gehen musste, das eigentlich in Moskau sein sollte, er dies bei seiner Flucht aber in London umwandelte - alles natürlich in eine spannend geschilderte Rahmenhandlung eingebaut -; dem heillosen Durcheinander beim Militär, dem Umstand, dass dieses die "fachmännisch" gebauten Barrikaden nicht einfach wegräumen konnte und daher bestimmte Straßenzüge nicht freigekämpft werden konnten; das Militär teilweise schlecht versorgt wurde und manche Truppenteile den ganzen Tag nichts zu essen hatten. Hinzu kommt das große Durcheinander in der Stadt und auch im Schloss! In dieses konnten offensichtlich auch Bürger zeitweise einfach hineingehen!
Schließlich die Schaffung einer mit Gewehren bewaffneten "Bürgerwehr" zur Herstellung der Sicherheit in Stadt und Schloss!! (Die Bürgerwehr schützte auch den König!!)
Das Buch bietet einen Blick in das pralle, jedoch nicht ungefährliche Leben der 400 000 Berliner, von denen ca. 200 in diesen Tagen ihr Leben verloren und ca. 20 beim Militär. Besondere Helden sind Urban, ein geschickter Erbauer von Barrikaden, der Bürgermeister Naunyn - nach ihm ist die Straße gleichen Namens benannt -, Neander ev. Bischof, Minutoli und immer wieder Stadtrat Nobiling, der in diesen Tagen ein ungeheures Laufpensum zwischen Schloss und Barrikaden manchmal auch unter Gewehrbeschuss absolvierte, wobei er zu vermitteln versuchte.
Dr. E. Röding, Berlin, 2013
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Günter Voss:
Ein sehr dichtes und ausführliches Werk.
G. Voss ist der Autor des Buches: Die Kanarischen Inseln.150 Jahre in deutschen Schriften, 2011, mit einem Beitrag über J. von Minutoli, S: 23-36.
und der Herausgeber eines Neudrucks, 2009: Julius v. Minutoli: Die Canarischen Inseln, 1854.
Kontakt:
Dorothea Minkels,
1. Vorsitzende der Minutoli-Gesellschaft Berlin e.V.
Oranienburger Chaussee 40 B
D-13465 Berlin
Mail: dminkels@t-online.de